Das Kölner Piano-Trio TURN tritt zusammen mit dem Braunschweiger Jazzschwergewicht Nils Wogram auf. Text: Klaus Gohlke. Fotos: KC Amme
Wenn eine junge Jazzband dank glücklicher Umstände die Gelegenheit bekommt, zusammen mit einem Jazzschwergewicht, in diesem Falle einem weltweit geschätzten Posaunisten, eine kleine Konzerttournee auf die Beine zu stellen, dann ist das geradezu ein kleines Wunder. Und wenn man die Tour dann auch noch in der Heimatstadt dieses Jazz-Übervaters beginnt, dann ist das ziemlich pfiffig. So geschehen am Freitagabend im Roten Saal unseres Schlosses mit dem Trio „TURN“ um den Kölner Pianisten Jonathan Hofmeister herum und Nils Wogram, dem „großen Sohn dieser Stadt“, so die einleitende Konzerteröffnung.
Dass das als etwas Besonderes eingeschätzt wurde, zeigte die große Publikumsresonanz. Und kann, ja, muss man nicht auch beinahe zwangsläufig Hochkarätiges erwarten? Hofmeister selbst hatte diesbezüglich auch einige Überlegungen angestellt. „Wir schätzen Nils‘ musikalischen Ansatz sehr. Er hat ein tiefes harmonisches Verständnis und vermag die Musik, die wir spielen, zu öffnen. Er bringt uns dazu, unsere Musik neu zu denken und kann uns so in neue Klangwelten führen, neue Dimensionen für unsere Improvisationen eröffnen!“
Soweit die Theorie, die bekanntermaßen ja durchaus grau sein kann. Denn – es ist ein eigen Ding, aus einem Klaviertrio ein austariertes Quartett zu machen. Wenn nämlich mit der Posaune ein ausgewiesenes Melodieinstrument dazu kommt, dann verschieben sich die Gewichte im Zusammenspiel. Ja, die Arrangements müssen neu gestaltet werden. Vorausgesetzt, man addiert nicht einfach nur eine weitere Stimme, sondern will tatsächlichen musikalischen Mehrwert erzielen. Und das war das Problem des Abends.
Wie zu erwarten, eröffnete das Trio allein. „Song for Aaron“ – ein Stück, das die Stärken des Trios offenbarte: Eine feine Melodie, die dann vor allem rhythmisch pfiffig zerlegt wurde. Immer wieder kleine Stolpersteine, die Jan Brill am Schlagzeug einbaute. Florian Herzog spielte dazu einen Bass, der unangepasst diesen Weg noch erweiterte. Schließlich ein Klavier, das nicht mit Tönen zuschüttete, sondern sich ganz transparent des Themas annahm. Klare Strukturen, kein Getue, eine runde Sache.
Dann kam die Posaune dazu und verließ die Band auch nicht mehr. Schade, denn nun ging, wie sich oftmals zeigte, durch die veränderte Rollenverteilung die Luftigkeit und Transparenz des Zusammenspiels etwas verloren. Wogram trat nicht etwa als Dominator auf, das ist gar nicht seine Art. Nein, einfach durch seine stupende Spieltechnik, seinen musikalischen Ideenfluss und sein kraftvolles Gebläse zwang er das Piano sehr oft in die Begleitfunktion, aus der es sich nicht ohne Mühen herausarbeitete. Vielleicht wären zwei, drei Stücke mehr nur im Trio-Format erhellender gewesen. Trotzdem- viele schöne Momente eines Zusammenspiels auf hohem Niveau und deshalb völlig zu Recht viel Beifall.