Die Erfolgsautorin Charlotte Link und TV-Moderatorin Bärbel Schäfer eröffnen das elfte Braunschweiger Krimifestival Text und Fotos: Klaus Gohlke
Charlotte Link und Bärbel Schäfer gemeinsam auf dem Podium im ausverkauften Braunschweiger C1-Kino! Die eine die erfolgreichste Autorin Deutschlands mit mehr als 28 Millionen verkaufter Bücher allein in Deutschland, die andere eine erfolgreiche TV-Moderatorin. Das ließ Starrummel vermuten.
Aber – weit gefehlt. Diese Eröffnung des 11. Braunschweiger Krimifestivals erwies sich dann doch als Glücksgriff. Ein einschränkendes „doch“ deshalb, weil „BILD“ am Samstagmorgen fett mit „Bestseller-Autorin geht auf Merkel los!“ titelte. Gemeint war Charlotte Links heftige Kritik am Angela Merkels Migrations-und Kommunikationspolitik bei Markus Lanz im ZDF, die hohe Zustimmung vor allem im rechten poltischen Spektrum fand. Das Konzept der Veranstalter hätte leicht kippen können, eine gewisse Anspannung war unverkennbar. Das alles war aber bei der Festival-Eröffnung kein Thema.
Vielmehr zeigten sich Autorin wie Moderatorin außerordentlich fokussiert bei der Erörterung der Frage, was denn den Erfolg von Charlotte Links neuem Kriminalroman „Die Suche“ ausmache, der mittlerweile schon auf Platz 1 gelistet wird.
Was schriftstellerische Tätigkeit, was Kreativität generell bedeutet, welche Komplexität sich damit verbinden kann, das erschloss sich dem Publikum in einem von großer Ernsthaftigkeit geprägten Dialog.
In diesem Fall nämlich 14 Monate disziplinierte Arbeit, Überwindung von Schreibblockaden, immer wieder Abstandsuche, um einen gute Handlungsentwicklung zu finden. Vor allem aber das Problem der allmählichen Verfertigung des Romans beim Schreiben. Was meint, dass die Figuren, die Handlungsstränge sich während des Schreibens entwickeln, es gewissermaßen ein Art Eigenleben der Personen gibt.
Natürlich machte Link sich da Vorgaben. Es sollte ein Fall sein, der in die Tiefe geht, nicht eindimensional bleibt. Also machte sie Kindesentführung als Worst Case zum Thema. Damit das vielschichtig wird, verschwinden vier Mädchen. Und alle im Pubertätsalter, in der konfliktuösen Ablösungsphase. Eine Zeit, die innerfamilial vieles zum Kochen bringt. Mutter-Tochter-Konflikte, Erziehungsfragen, Eheprobleme: die große Zeit der Emotionen.
Aber gut erzählen, das ergibt das Gespräch auch, heißt erzählerisch anspruchsvoll sein. Also flexibler Wechsel von personaler und Ich-Perspektive, unterschiedliche Personenfokussierung. Und als sei das nicht genug, erweitert Link das Genre Kriminalroman noch um das der Romanze. In ihrem neuen Roman tauchen die Ermittler-Figuren des Vorgängerbuches auf. Die Scotland-Yard-Sergeantin Kate Liville und der Stadtpolizist Caleb Hales. Eine Serie tut sich auf.
Und so kann Charlotte Link auch dem Anspruch, das Ohr am Puls der Zeit zu haben, gerecht werden. Kate ist Single, natürlich einsam, also bei Social Media, genauer beim Parship-Date. Und das erlaubt der Autorin, die Elemente des Abgründigen, des Spannenden um jenes des Satirisch-Humorvollen zu erweitern.
Dass das alles zu einem gelungenen Werk und nicht zu einer überfordernden Unübersichtlichkeit für den Leser wird, das ist eben die Kunst. Link scheint über eine Sprache zu verfügen, die ankommt. Das zeigten jedenfalls die spontanen Reaktionen des Publikums beim Vorlesen. Ob das für den ganzen Roman gilt, kann hier nun nicht beurteilt werden.
Dass das Genre Kriminalroman im allgemeinen und Charlotte Links neues Buch insbesondere eine erhebliche Bedeutung für den kommerziellen Buchhandel hat, das war an der Länge der „Signierschlange“ zu erkennen.