Das Festival „Jazz im Park“ lockt weit über tausend Gäste in den Wendhausener Schlossgarten Text und Fotos: Klaus Gohlke
„Jazz und Park, das harmoniert wunderbar!“, meint Klaus Hermann, Organisator des diesjährigen Festivals „Jazz im Park“ im Schlosspark zu Wendhausen. So? Was haben historische Parkanlagen, als Inbegriff des geordneten Grüns, mit Jazz zu tun? Steht Jazz nicht für Improvisation und Wildwuchs?
Über tausend Gäste zeigen, dass das schon alles zusammen passt. So ein Treffen im Freien hat ja auch seine Reize. Man trifft sich zwanglos, hat Zeit, miteinander zu plauschen. Man hört Musik ganz unterschiedlicher Art. Ja – und Kunst steht auch herum. Skulpturen, die einem durchaus etwas sagen Das kann man alles völlig entspannt tun. Es gibt Essen und Trinken, sogar Kaffee und Kuchen. Man kann auch einfach abhängen und sich an Schwalben, Reihern und Roten Milanen erfreuen. Und so sieht man Menschen, die nicht zwingend jazz- oder kunstaffin sind oder sein müssen. Es ist das Veranstaltungsformat als Ganzes, das offensichtlich stimmt.
Freilich, ohne die Musik wäre alles nichts. Und es ist kein Wunder, dass es der Jazz ist, der in den Park gehört. Er steht einerseits für Unterhaltung, für Beiläufigkeit, für Easy Listening. Andererseits ist er aber auch Kunstform, die Anspruch erhebt. Steht also auch für Virtuosität und Komplexität. Diese Aspekte einzufangen, hält Jan-Eie Erchinger, der musikalische Leiter des Festivals, für grundlegend. „Es geht darum, dass wir die ganze Bandbreite des Jazz einfangen. Was aber auch identifikationsstiftend ist, das ist die Mixtur aus Künstlern der Region und jenen, die von außen dazu kommen.“
Da ist dann eine Festival-Eröffnung mit der Bigband der Städtischen Musikschule Braunschweig unter der Leitung von Karle Bardowicks schon ein gelungener Schachzug. Basie, Ellington, Gershwin, einst die Top of the Pops, gehen immer noch ins Ohr, wie die Bigband mit Georg Renz als Sänger überzeugend zeigte.
Positiv überraschend die Musik des „Hannes Dunker Trios als Quartett“ aus Berlin. Denn ihre Musik war erfreulicherweise keine
Mischung aus Weltmusik, Klassik und skandinavischem Jazz, wie angekündigt, sondern hervorragend gespielter Modern Jazz. Feines Interplay, intelligente Improvisationen auf der Grundlage niveauvoller Kompositionen, die vielleicht noch etwas freier im Aufbau werden könnten.
Mit Spannung wurde dann der Auftritt der Braunschweiger VoiceSistas Britta Rex, Lindsay Lewis und Melanie Germain plus Band erwartet. „Keine leichte Sache auf so einer großen Bühne und bei diesem Abstand zum Publikum. Wir hatten bisher immer intimere Räume bespielt!“, resümierte Rex. Doch die Sorgen waren unbegründet. Das Publikum zeigte sich hochkonzentriert und sichtlich beeindruckt. Es ist ja nicht allein die Komplexität des mehrstimmigen Gesanges, die zu bewältigen ist. Da sind ja auch die rhythmischen Vertracktheiten, die offenen Formen, die hinzukommen. Und dann soll alles auch noch easy wirken. Aber – es swingte, es groovte südafrikanisch – es gab Dancing in the Park.
Dass Nils Wograms „Nostalgia Trio“ Highlight des Festivals war, stand außer Zweifel. Ob man nun die Musik wie vorangekündigt als naturpoetisch inspiriert, ja, der Romantik nahestehend, einordnen möchte, sei dahingestellt. Das Trio mit diesem spezifischen Sound, der durch die bravourös gespielte Hammondorgel einen nostalgischen Unterzug erhält, war im Einfallsreichtum, der Ausdrucksstärke, den eleganten Rückgriffen auf musikalische Wurzeln und dem instrumentellen Können schlicht überwältigend. Ein musikalischer Blick zurück nach vorn.
Das Highlight ans Festivalende zu legen, ist aber auch problematisch. Der Publikumsschwund war unübersehbar, es blieben die wirklich Enthusiasmierten. Vor großem Auditorium zu spielen, das hätte man der Band vergönnt.
Erchinger, der es sich nicht nehmen ließ, bei allen Acts als Gast mitzuwirken und selbst mit Improvisationen zum Gelingen beizutragen, konnte ein absolut positives Fazit ziehen: „Fantastisch!“