Meister ihres Fachs

Veröffentlicht: 11. Juni 2018 in Allgemein

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Iron Maidens „Legacy of the Beast“- Expo Plaza – Konzert in Hannover begeistert

Text und Fotos: Klaus Gohlke

Einerseits sind sie ja etwas jenseitig, diese sechs Herren, die am Sonntagabend als „Eiserne Jungfrauen“ die Hannöversche Expo Plaza vermetal-ten. Jenseitig im besten Sinne des Wortes. Keine Debatten mehr, ob ihre Musik denn nun wirklich klassisch heavy ist oder eher punkig. Ob sie noch top sind oder als Saurier bloße Legendenverwalter. Sie müssen auch nichts mehr beweisen. Sie spielen auch nicht, um Schulden oder Alimente abzubezahlen. Nein! Sie haben Bock drauf. Sie sind selbstbewusst schlicht „Iron Maiden“. Punkt! Oder besser: Rums!!! Kult, Historie, Show, Energie, guter Heavy Metal.

Das zieht 25000 Fans auf die Freifläche in die absolute Dies-Seitigkeit der „The Legacy of the Beast European Tour 2018“. Eine Art Best-of-tour. Und die begann eigentlich erst, als sich die Eisernen einstöpselten. Support und Special Guest eines derartigen Headliners zu sein, das ist ein harter Job, manchmal aber auch eine Chance.

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„The Raven Age“ aus England und „Killswitch Engage“ aus den USA konnten sie nicht nutzen. Das war weder alternativ, noch extreme, noch hardcore – das waren brav dem üblichen Muster folgende Auftritte.

Ab ging es wirklich erst mit den Altmeistern. Und zwar wie folgt: Brachialer Kriegslärm, dahinein Winston Churchills berühmte Weltkriegsrede „We shall fight them on the beaches“ und dann tatsächlich ein altes Spitfire-Kampfflugzeug, das in den Bühnenhimmel hineingezogen wurde. „Aces High“ – die musikalische Fassung der Luftschlacht um England – ein kriegerischer Opener. Einem Thema, dem „Iron Maiden“ zunächst treu blieb. Kalter Krieg, Wettrüsten, Agentenaction, der historische Krimkrieg fanden musikalisch Platz auf der mit viel Tarnnetz dekorierten Bühne. Ein Reflex auf die gegenwärtige Weltlage? Möglicherweise. So könnte man auch Frontmann Bruce Dickinsons Aufforderung, für die Freiheit zu kämpfen, verstehen. Gegen Nationalismus, gegen Trumpismus und neuere stalinistische Politik. Seine Einleitung zu „The Clansman“, dem Song über den schottischen Befreiungskampf gegen England.

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Das vieltausendfache „Freedom“ der Fans auf dem Expo-Gelände, das hatte schon gänsehäutende Momente. Das allein wäre es jedoch nicht gewesen, wären Musik, Bühnenbild und Performance nicht in ein in sich stimmiges Konzept gebracht worden. Dickinsons Stimme ist einfach phänomenal, vor allem diese Kraft in den Höhen. Uralt Maid Steve Harris am Bass und Schlagzeug-Gewitterer Nick McBrain – was für ein Rhythmus-Duo! Drei Gitarristen, das mag zunächst überproportioniert erscheinen. Aber Dave Murray, Adrian Smith und Janick Gers achten auf eigene Soundqualität und vermeiden Überschneidungen. Spitzenmusiker ihres Fachs. Freilich, um alle zur Geltung zu bringen, zieht sich mancher Song auch mal in die Länge.

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Abwechslungsreich das Bühnenbild, das mit jedem Song variiert. Mal Klostergemäuer, mal Kirchenraum, dann düster-gruftiges Gelände oder Monstergebilde. Und viel, viel Feuer, echte Flammensäulen. Dickinson damit dramatisch herum speiend, bei „Flight of Icarus“ recht eigenartig mit Flammenwerfer ausgerüstet. Natürlich ist das alles mit viel, vor allem Endzeitstimmungs-Pathos überzogen, überdramatisiert. Es sind da die typischen Metal-Posen der Gitarristen. Eben viel Bombast. Aber, wie Frontmann Dickinson hervorhebt: „Leute, lasst es nicht an Humor fehlen!“ Um ein Zitat einer anderen „Saurier-Band“ leicht zu variieren: „It’s only heavy metal, but we like it!“ Drei Zugaben. Schwermetallene Zufriedenheit all überall.

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