Das Orchester der TU BS präsentiert sein Semesterkonzert im Audimax
Text und Fotos: Klaus Gohlke
„Das erste Mal!“ Ein guter Aufreißer für die diesjährigen Semesterkonzerte des TU-Orchesters. Man assoziiert irgend so etwas Hormonelles. Aber Musizierende sind da beruhigend anders. Sie denken dabei nämlich in erster Linie an erste Konzerte eines Komponisten, z.B. Schostakowitschs 1. Cellokonzert in Es-Dur oder an Kalinnikows 1. Sinfonie g-moll. Oder sie denken an Uraufführungen, wie die von Hans Sommers Walzer Intermezzo und Henning Bundies‘ „Oker. Ein orchestraler Umflutgraben.“
Aber ganz praktisch mussten sie erst einmal mit ihrem Dirigenten Markus Lüdke an das erste Stück denken, das sie zu Gehör bringen wollten. Und das war mit Georges Bizet „Farandole“ aus der L’Arlésienne-Suite Nr.2 klug gewählt. Fanfarenartiger Auftakt und auf ging‘s mit ordentlichem Schwung, so die Gäste im wie immer vollbesetzten Audimax sofort positiv überwältigend. Auch das zweite Stück war sehr gut platziert. „Walzer-Intermezzo“ – das klingt nach Wiener Gemütlichkeit, aber Hans Sommer fabrizierte da keinen lauen Aufguss, sondern ein Schelmenstück. Denn was das Orchester spielen musste, war so etwas wie „Walzer kaputt“. Ein scheinbar ungeordneter Einsatz, rhythmisch zerfallend. Harmonisch lief das auch nicht immer rund, ordentliche Tutti lösten sich wieder auf. Diese gewollt parodistische Nummer, das „richtige Falschspiel“ verlangt einem Ensemble hohe Konzentration ab.
Dieser gelungene Einstieg setzte sich dann mit der „Besteigung“ des Henning Bundies’schem Okerfloßes fort. Der Braunschweiger Komponist schrieb eine Art Programmmusik, die vom Eisenbütteler Wehr durch den Umflutgraben bis in die Flughafennähe führte, dabei allerlei Gebäude und auch Personen Tongestalt werden lassend.
Mit der Aufführung von Schostakowitschs Cello-Konzert Nr.1 hat Markus Lüdke allerdings wohl doch etwas zu viel gewagt. Es ist sicherlich gut, sein Orchester zu fordern, und es ist auch gut, einer sehr jungen Cello-Solistin, Frau Luise Frappier, Gehör zu verschaffen. Aber das ist die Komposition eines Mannes, der die Todesqualen, die er unter dem Stalinismus durchlitt, musikalisch zu fassen versuchte. Dynamische, rhythmische, harmonische und Tempo-Extreme müssen oft bruchlos bewältigt werden. Und die Kadenz im dritten Satz ist von extremer Schwierigkeit. Das konnte vom Ensemble und Frau Frappier nur in Ansätzen geleistet werden.
Versöhnlich dann der Konzertabschluss mit der 1.Sinfonie des weniger bekannten Wassili s.Kalinnikow. Die eingängige und schlicht schöne Melodik wurde in Ruhe herausgearbeitet und die Struktur der Komposition transparent gemacht.
Das erste Mal, egal welches, ist mit Vorfreude und ungeduldiger Erwartung verbunden, kann aber auch Zweifel und Angst hervorrufen. Das wurde in diesem Konzert deutlich. Trotzallem großer Beifall und als umjubeltes Sahnehäubchen dann noch Johann Straußens Polka „Unter Blitz und Donner“.
Weitere Termine: Di., 30.01. 2018 20 Uhr//Mi., 31.01.2018 20 Uhr