Amore, Amore, Amore

Veröffentlicht: 31. August 2015 in Allgemein

Etta Scollo und Joachim Król singen und erzählen bei „Kultur im Zelt“ von der Liebe

Text: Klaus Gohlke                                                       Fotos:Sonia Frangi (u); t-online.de (o)

„Erzähl mir von der Liebe!“ Na gut. Wäre es nicht am schönsten, wenn eine Frau und ein Mann das täten? Vielleicht nicht gerade so, dass es dabei um „ihre“ und „seine“ Sicht ginge, also kein klammheimliches Feminismus-Seminar. Eher so, dass beide je eine Kunstform nutzen, um sich dem Thema zu nähern? Literatur und Lied etwa. Anspruchsvoll und leicht zugleich? Und dann vielleicht auch aus fremdem Blickwinkel, sagen wir dem italienischen? Weil da die Leidenschaften stärker ausgeprägt sein könnten? Dann braucht man nur noch zwei Künstler zu finden, die das zu leisten in der Lage sind.

So ähnlich mögen die Überlegungen der sizilianischen Sängerin Etta Scollo gewesen sein, als sie das Programm für „Parlami d’amore“ entwarf. Sie ist die eine Künstlerin. Es fehlt der Mann. Doch gab es da nicht diesen deutschen Schauspieler, der den Commissario Brunetti so überzeugend rüber brachte: Joachim Król? Eine Lesung müsste es werden, die sich abwechselt mit Musik.  Und die präsentierte Braunschweigs „Kultur im Zelt“ am Samstagabend im ausverkauften kleinen Zelt.

Wunderbar anzuschauen, wie Król da auf der Bühne sitzt und vorliest! Die rechte Hand in ständiger Bewegung. Bilder in die Luft zeichnend von Wellen, Sand, Körperformen. Unterstreichungen und Abschwächungen markierend.images Gleichzeitig der linke Arm nach hinten eher ausgestreckt balancierend, um so scheinbar das Gleichgewicht zu wahren. Dazu eine exzellente mimische Leistung. Zweifel, Sorge, Wut, Lüge, Verstimmung, Freude, Überraschung, Trauer – die Figuren, von denen er spricht, nehmen förmlich Gestalt an.

Und  dann eben Etta Scollo, unterstützt von Cathrin Pfeifer am Akkordeon und Hinrich Dageför an diversen Saiteninstrumenten und der Perkussion. Ebenbürtig in ihrem Auftritt, vor allem nach der Pause. Eine außergewöhnliche Stimme, was allein den Tonumfang betrifft: vom tiefsten „Alt-Keller“ bruchlos in höchste Lagen rutschend. Aber auch ihre Phrasierungstechnik, ihre Rückgriffe auf unterschiedliche Genres wie sizilianische Folklore, Jazz und Chanson und die leuchtende Kraft ihres Auftritts beeindruckten.

Zweieinhalb Stunden  wechseln Lied und Lesung über den unerschöpflichen Stoff, zugleich ein schöner Einblick in italienische Erzählkunst.  Die Texte von Italo Calvino, Alberto Moravia, Paolo Conte, Salvatore Quasimodo, Andrea Camilleri sind abwechslungsreich. p1070918Es geht um den Voyeur, der sich pseudophilosophisch legitimieren will. Das Paar, das im Selbstmord die Erfüllung sucht, was freilich misslingt. Es geht um Geilheit, das Problem des Alterns, die Eitelkeit, den Neubeginn, das Unerfüllte – mal humorvoll, mal sarkastisch, mal nachdenklich oder skurril. Vielleicht etwas zu sehr der Männerblick?

Zum Abschluss dann ein Tanzlied.  Scollo und Król als Vortänzer. Das Publikum applaudiert stehend.

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