Hier spielt die Musik

Veröffentlicht: 26. Juli 2015 in Allgemein

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Van Morrison gab in der Berliner Zitadelle ein umjubeltes Konzert

Wie immer: Schwarz gekleidet, das Jackett zugeknöpft bis oben, Sonnenbrille, Blues-Brother-Hut auf dem Kopf, betritt Van Morrison zügigen Schrittes  mit dem Altsaxofon in der Hand die Bühne. Auf geht’s! Jazzig mit „Celtic Swing“, lautstärkemäßig anfangs runtergeregelt, als spielte er im Club. Ja, und auch wie immer dann: Keine Begrüßung des Publikums, keine Titelansagen, keine ausufernden Soloparts in den Stücken, maximal 12 Takte, oft sogar kürzer. Aufbrandender Beifall wird gekappt durch sofortiges Anspielen des nächsten Songs.

Van „The Man“ ist der Chef, seine Lieblingsposition ist die Bühnenmitte. Rechte Hand in Bauchhöhe am Mikroständer, die linke am Mikrofon selbst. Ein kurzer Blick zu Seite, schon startet das Solo an der Hammond B3. Eine knappe Geste, zurück zum Gesang. Geballte Faust nach unten: Ende des Songs.  Unser kleiner Feldherr. Kein Dank,  90 Minuten lang nur Musik. Sonst nichts. Erst am Ende des Konzerts ein Lob für die Band, einige Dankesworte ans Publikum.

So aufzutreten, kann sich nicht jeder leisten. Da muss man schon jemand sein, einen Namen haben. Und den hat er ja nun auch: der Nordire Van Morrison. Der Mann, der eine nie zuvor gehörte Melange aus Folk, Blues, Jazz, Pop kreierte. Einer der ganz Großen, aber nie ein Star. Er  hat eben Prinzipien. Alles, was von seiner Musik ablenken könnte, muss vermieden werden. Alles wird eingedampft auf die Essenz:  „Ich spiele hier und jetzt Musik. Hört gefälligst zu!“ Eine Anti-Show, die dadurch wieder zur Show wird.

Und so singt er sich durch seine musikalische Geschichte, legt die Quellen offen. Es ist der Blues vor allem, ein irisch getränkter. Vieles angejazzt, um  den Klischees zu entkommen.  „Keep mediocrity at bay“, halt dir die Mittelmäßigkeit vom Leibe: ein passendes Motto, das er sich singt.

Van-Morrison

Es gibt dann aber auch noch reichlich Zucker fürs Publikum. Der Herzensbrecher „Carrying a torch“ für die eher sentimental-romantisch Gestimmten. Und das nahezu enthemmt ausgedehnte Finale furioso mit dem 1964er Hit „G-L-O-R-I-A“. Morrison singt sich in Trance, wird zur Musik. Das Publikum hält mit. Ein beeindruckendes Konzert.

Text: Klaus Gohlke

Fotos: dpa

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